Die Konstitution von Menschen-, Welt- und Gottesbildern geschah vielfach in Auseinandersetzung mit anderen Religionskulturen: durch interreligiöse und intrareligiöse Diskurse sowie im Rückgriff auf Bildungsgüter, die nicht- oder andersreligiösen Kontexten entstammten. Diese Vorgänge sind auf ihre Anlässe und Mechanismen hin zu untersuchen, einschließlich der diskursiven Konstruktion von Alterität und Identität. Ziele und Konzepte religiöser Bildung wurden von Religion zu Religion vermittelt und dabei transformiert, ihre Herkunftsspuren blieben dabei aber oft erkennbar und sind mithin auch thematisierbar. So lässt sich das Weiterwirken griechischer und römischer Bildung in Judentum und Christentum als ein Prozess des Markierens und Überschreitens von Grenzen verstehen, der mit dem Aufkommen des Islams noch einmal an Dynamik gewann.
Klassische Philologie
Projektleiter: Prof. Dr. Peter Kuhlmann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Valeria Marchetti
Religiöses Wissen im Diskurs: Ciceros religionsphilosophische Dialoge
Religion spielt im Bildungskanon Ciceros insofern eine prominente Rolle, als es in mehreren philosophischen Dialogen zum zentralen Thema wird, d.h.: Cicero stellt hier einen Konnex zwischen Philosophie und Religion her. Hauptziel des Projekts ist daher einmal die Untersuchung der Frage, wie diskursive Gestaltung und religiöses Wissen in Ciceros Schriften miteinander interagieren, und zum anderen die Frage nach Ciceros Eigenständigkeit im Vergleich zu den griechischen Vorbildern.
Publikationen (Auswahl)
Neues Testament
Projektleiter: Prof. Dr. Reinhard Feldmeier
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Dr. Matthias Becker, Dr. Dr. Loïc Berge
Religion im Diskurs der Gebildeten: Der Evangelist Lukas und der Redner Dion von Prusa
Das lukanische Doppelwerk dokumentiert wie keine andere neutestamentliche Schriftengruppe das Bemühen des Frühchristentums, seine Botschaft den gebildeten Kreisen der griechisch-römischen Welt zu vermitteln. Da zugleich zwischen dem ersten vorchristlichen (Cicero) und dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert (zweite Sophistik) die Rhetorik immer zur als Vermittlerin einer Popularphilosophie wird, die sich religiöser Themen annimmt, bietet sie sich als Orientierungspunkt an, um Grad und Grenzen der lukanischen Inkulturati-on genauer zu bestimmen. In diesem TP wird dabei besonders Dion als ihr wichtigster Repräsentant in lukanischer Zeit in den Blick genommen.
Publikationen (Auswahl)
Arabistik / Islamwissenschaft
Projektleiter: Prof. Dr. Sebastian Günther
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Yassir El Jamouhi, Ali Rida Rizek, Enrico Boccaccini, Christian Mauder
Ethische Unterweisung als Bildungsdiskurs: Der islamische Moralphilosoph und Historiker Miskawaih (gest. 1030) zwischen Rezeption und Transformation
Das Teilprojekt analysiert das wissenschaftliche Oeuvre des klassischen islamischen Gelehrten Miskawaih erstens dahingehend, wie der Autor das ethische und bildungstheoretische Gedankengut antiker paganer sowie älterer jüdischer, christlicher und muslimischer Autoritäten im Lichte seines eigenen Gottes-, Menschen- und Weltbildes rezipiert, modifiziert und neu kontextualisiert. Zweitens wird herausgearbeitet, auf welche Weise Miskawaih seine Kernaussagen zu Bildung und Ethik diskursiv vermittelt und wie diese wiederum von späteren muslimischen Autoren rezipiert und weiterentwickelt werden.
Publikationen (Auswahl)
Kirchengeschichte
Projektleiter: Prof. Dr. Tobias Georges
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Malte Rumkamp
Profilierung religiöser Identität im gebildeten Diskurs. Die Rolle der Bildung in Bezug-nahmen christlicher Autoren des 12. Jahrhunderts auf Juden und Muslime
Aus dem 12. Jahrhundert sind zahlreiche Schriften erhalten, in denen abendländische Christen auf Juden und Muslime Bezug nehmen, häufig in der literarischen Form des Dialogs. Dabei wird wiederholt die "Bildung" thematisiert.
Das Teilprojekt wird anhand ausgesuchter Autoren und ihrer Schriften (Petrus Alfonsi: Dialogus; Petrus Venerabilis: Contra sectam Sarracenorum, Adversus Iudaeorum inveteratam duritiem; Petrus Abaelardus: Collationes) exemplarisch die bislang nicht hinreichend erforschte Frage klären, welche Funktion die Bildung in den Bezugnahmen auf Juden und Muslime hat.
Publikationen (Auswahl)