Bildung erfordert Vermittlung: Lehrende vermitteln Bildung an Personen, die individuell lernwillig oder aus sozialen oder religiösen Gründen zum Bildungserwerb bestimmt sind. Dies geschieht in Institutionen mit unterschiedlichem Organisationsgrad (Familien, offene Gemeinschaften, Schulen, literarische Traditionen) und durch eine breite Vielfalt von Akteuren, Lehrenden wie Lernenden. Von besonderem Interesse ist die Beteiligung von Männern und Frauen am Erwerb und an der Vermittlung religiöser Bildung. Dies impliziert nicht zuletzt die Frage, woraufhin religiöse Bildung oder Wissen über Religion erworben werden soll. Die Beobachtung von Bildungsvorgängen in Gesellschaft und Religion lässt schließlich auch nach der zeitgenössischen didaktischen Reflexion und deren späterer Rezeption fragen.
Alte Geschichte
Projektleiterin: Prof. Dr. Tanja S. Scheer
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Dr. Irene Salvo, Marte Zepernick, Dr. Balbina Bäbler
Aufgeklärte Männer - abergläubische Frauen? Religion, Bildung und Geschlechtersteeotypen im klassischen Athen
Das TP fragt nach den Vermittlern, Vermittlungsprozessen und Rezipienten religiöser Bildung im klassischen Athen des 5. und 4. Jhs. v. Chr. und berücksichtigt hierbei besonders die jeweils geschlechtsspezifischen Problematiken. Untersucht werden Akteure und Akteurinnen, Orte und soziale Kontexte religiöser Bildungsvermittlung in einer polytheistisch geprägten Kultur. Die Frage nach "richtigen" und "falschen", möglicherweise gar strafbaren religiösen Bildungsangeboten für beide Geschlechter rückt schließlich das grundsätzliche Verhältnis von Bildung und Religion im klassischen Griechenland, sowie deren Bedeutung für das Funktionieren der griechischen Polis in den Vordergrund.
Publikationen (Auswahl)
Klassische Philologie
Projektleiterin: Prof. Dr. Ulrike Egelhaaf-Gaiser
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Christian Neumann, Ann-Katrin Krause
Die Alten vor Augen: Religiöse und antiquarische Wissensvermittlung in den Bildungskompendien des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Das Projekt nimmt anhand einer exemplarischen Analyse dreier Bildungskompendien des 2. Jh. n. Chr. (Plutarchs Quaestiones Romae et Graecae, Gellius' Noctes Atticae und Athenaios? Deipnosophisten) die dort jeweils thematisierten Aspekte von Religion im umfassenden Werkkontext, die damit verfolgten didaktischen Intentionen, die eingesetzten Vermittlungsverfahren und die dafür imaginierten räumlichen/situativen "Settings" in den Blick. Insbesondere ist hierbei nach Gründen für das erklärt antiquarische Interesse zu fragen, mit dem diese Werke durchweg auf das "Bildungsgut Religion" zugreifen.
Publikationen (Auswahl)
Kirchengeschichte
Projektleiterin: Prof. Dr. Peter Gemeinhardt
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Maria Munkholt Christensen ph.d., Olga Lorgeoux (assoziiert)
Vermittler von Bildung im spätantiken Christentum: Lehrerrollen in Gemeinde, Familie und asketischer Gemeinschaft
Das Teilprojekt nimmt christliche Lehrer und Lehrerinnen in der Spätantike in verschiedenen Kontexten hinsichtlich der Vermittlung religiöser Bildung in den Blick: im Katechumenat (Bischöfe und Katecheten), in der Familie (insbesondere Frauen) und im Eremitentum (Lehrer mit charismatischer, nicht formaler Autorisierung). Gefragt wird zum einen nach der Form der einzelnen Lehrerrollen, zum anderen nach deren Interaktion und nach möglichen Konflikten zwischen kirchlich gebundenen und ungebundenen Vermittlern und Vermittlerinnen religiöser Bildung, schließlich nach den Grenzen dessen, was Lehrer des Glaubens bewirken können.
Publikationen (Auswahl)
Kirchengeschichte, Religionspädagogik
Projektleiter: Prof. Dr. Peter Gemeinhardt, Prof. Dr. Bernd Schröder
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Christoph Brunhorn (geb. Birkner), Elisabeth Hohensee, Olga Lorgeoux (assoziiert)
Der christliche Katechumenat von der Spätantike zum Frühmittelalter und seine religionspädagogische Rezeption
Das Projekt, in dem Kirchengeschichte und Religionspädagogik kooperieren, zielt
a) auf die Zusammenstellung und Interpretation altkirchlich-frühmittelalterlicher Quellen zum sog. Katechumenat (mit Fokus auf dem 4.-7. Jh.) und
b) auf die Nachzeichnung der Rezeption dieses altkirchlichen Katechumenats in Katechetik wie Religionspädagogik des 19. und 20. Jahrhundert.
Somit geht es a) darum, die Genese des Katechumenats als eines Bildungsprozesses und den Stellenwert dessen in gemeindlicher Praxis und Theologie der Alten Kirche zu erhellen, b) darum, die Rezeptionsmodi und das Gewicht des historischen Wissens um diesen Katechumenat in modern-religionspädagogischer Theoriebildung zu verstehen.
Publikationen (Auswahl)
Jewish Studies
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Elisabetta Abate
Emotions in the Mishnah
Publikationen (Auswahl)
Jewish Studies
Projektleiter: Prof. Dr. Marc Hirshman, Hebrew University of Jerusalem, The Melton Centre for Jewish Education
Educational Practices in Rabbinic Literature